Briefe an Konfirmanden vom Sommer 2012 in Israel

von | 14. Nov. 2012

Auf der Israelreise im Oktober 2012 schrieb Ilse Wellershoff-Schuur im Wochenrhythmus an ihre Konfirmanten in Überlingen einen Bericht. Diese Briefe wurden in diesem Beitrag zusammengefasst.


Liebe Konfirmanden,

man, das war ein Tag! jetzt gehe ich gleich ins Bett, um 20 Uhr wohlgemerkt, aber vorher schreibe ich Euch noch schnell, wie unsere Anreise verlief:

Wir brachen in der Nacht zum Montag (also heute früh!) um 00:30 Uhr auf – verteilt auf drei Autos brachten einige Eltern uns (Ute Lorenz, Anna-Sophia, Luise, Ruth, Gabriel, Linus und Semjon sowie Johannes Asam und Daniel Hoffmann von der Wahlwieser Schule) zum EuroAirport Basel – Freiburg- Mulhouse… Wir waren sehr rechtzeitig da, sahen uns noch ein wenig um und warteten ungeduldig auf den Sicherheits-Check, der ja unbedingt drei Stunden vor Abflug stattfinden sollte. Als es losging, hatten wir ziemlich bald ein Problem: Semjons Kinderausweis war nur noch fünf Monate gültig statt der geforderten sechs – weil er dann nämlich sechzehn wird… Die Sicherheitsleute schickten uns zu EasyJet, die Airline uns zurück zum Security-Check: Keiner wollte die Verantwortung dafür übernehmen, dass er einfach mitkam. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass es hätte einreisen dürfen als Teilnehmer einer Gruppe, die in zehn Tagen das Land wieder verlässt! Es blieb dabei, und schweren Herzens ließen wir ihn mit dem Zug nach hause fahren und buchten den Flug vorsichtshalber um, während wir anderen uns zum Flug begaben. Ihr könnt Euch denken, dass die lockere Vorfreude von Mitleid und Ratlosigkeit geprägt war – da fehlte doch einer!

Der Flug selbst war supervoll, aber sonst ganz nett. Zu essen gibt es auf solchen Billigflügen nichts, aber wir hatten einiges dabei, das wir brüderlich teilten. Die meisten haben dann schon auch ab und an geschlafen. In Tel Aviv angekommen, ging alles sehr glatt – und bald rief auch Semjon an, der seine Probleme inzwischen gelöst zu haben schien. Die Passbehörde war wohl auch recht freundlich zu ihm!

Nach einer kleinen Stärkung ging es dann mit dem Zug weiter – nur dass dieser auf halber Strecke stehen blieb. Es hatte irgendwo im weiteren Streckenverlauf gebrannt, Am Endort standen dann in glühender Hitze ein paar Busse – das Ganze dauerte etwa anderthalb Stunden, und dann fuhren die Züge wieder – zögerlich zuerst, als wollte er es gar nicht glauben. Wir sahen dann die Brandstelle ziemlich deutlich! Der neue Zug ging nur bis zur vorletzten Station unseres Planes. Dann wurde im Anschlusszug noch die Station durchsucht. Der Busfahrer fand uns zuerst schlecht und reagierte merkwürdig, was weitere Verzögerungen verursachte…. Dann standen wir noch ziemlich lange mit ihm im Feierabendstau – und gegen 18 Uhr waren wir dann endlich in unserem Wald! Das ist die Begegnungsstätte, ein sehr stark umgestaltetes und doch naturnahes Waldstück, steinig, mit einem Steinkreis-Platz mit Lagerfeuer in der Mitte – wo alle unsere arabischen und jüdischen Freunde, vor allem die Mitspieler des Theaterstücks, die in Deutschland waren zur Jugendtagung zu Pfingsten, auf uns warteten… Das war dann der Auftakt zu einem schönen, wenn auch kurzen Abend mit Zirkuseinlagen, vielen Gesprächen und Musik!

Ich bin jetzt bei meiner Gastfamilie, meinem Freund Amin Sawa‘ed, der der „Kronprinz“ seines Beduinen-Stammes ist. Das Dorf der Sawa‘ed Beduinen ist direkt neben dem Kibbuz. In der Familie von Amin gibt es außerdem noch Fatma, seine Frau, sowie die vier Kinder:. Taha, der älteste Sohn ist in der 9.Klasse, die Töchter Aden und Wa‘ad sind 7. und 6., sowie der kleine Hassan 2. Klasse. Die Eltern arbeiten in der Sozialtherapie und sind seit fast 20 Jahren so etwas wie unsere arabische Familie.

So, jetzt muss ich wirklich schlafen – bald schreibe ich mehr! Euch noch viel Spaß am Leben und am Konfirmandenunterricht wünscht Euch
Ilse Wellershoff-Schuur


Liebe Konfirmanden,

die Zeit vergeht so schnell und es passiert so viel, dass ich Euch heute abend vor dem Einschlafen noch schreiben will, damit ich nicht zu viel vergesse von den starken Eindrücken.

Die erste Nacht im Wald fanden alle ganz toll – Ihr müsst Euch vorstellen, dass es ein steiniger Wald mit hauptsächlich Kiefern ist, ein Hang über einem schönen Tal, zwischen dem modernen, anthroposophischen Kibbuz Harduf, wo die Waldorfschule ist, und dem Beduinen“dorf“ (es ist ziemlich groß!) Ka‘abiya. In dem ersten Ort wohnen jüdische Israelis, die in vielem so ungefähr leben wie wir im Umfeld von Überlingen… Es gibt viel biologisch-dynamische Landwirtschaft, sozialtherapeutische Einrichtungen, ein Restaurant, anthroposophische Ärzte, künstlerische Ausbildungen, u.a. unsere Theaterschule mit den Freunden, die das Stück inszeniert haben. In Ka‘abiya dagegen leben arabische Israelis, die Muslime sind und völlig andere Strukturen haben, vor allem im Familienleben. Trotzdem haben sie große Häuser, moderne Autos, Fernseher und viiiieeele Handys… Unsere Begegnungsstätte versucht dazu beizutragen, dass diese sehr verschiedenen Menschen nicht nur nebeneinander her leben, sondern sich besser kennenlernen, vor allem die Jugendlichen. Sie machen dort gemeinsame Projekte, bauen an dem Ort weiter (soweit man darf, wir kämpfen noch um Baugenehmigungen), feiern gemeinsam Feste und machen viel Theaterarbeit.

Es gibt dort eine Freiluftbühne mit natürlichem Zuschauerraum aus fetten Steinen am Hang, den großen Steinkreis mit Feuerstelle, Küchentische und einen Backofen, einfache Wasserinstallationen für das Abwaschbecken und eine einfache Dusche, Naturklos, und vor allem mehrere ganzjährig bewohnbare Zelte mit Lehmfußboden, Isolation, Brennofen… in denen junge Leute wohnen, die in Harduf eine Ausbildung oder ein Praktikum machen. Und viele Matratzen, auf denen unsere Jugendlichen geschlafen haben – z.T. unter freiem Himmel, zum Teil in eigenen Zelten (die arabischen Mädchen mussten das wegen ihrer Eltern), zum Teil in einem großen Militärzelt. Das ist nun also die „Heimat“ der Jugendlichen aus Deutschland. Aber zwischendurch machen sie Besuche bei ihren israelischen Freunden, und von dem erste möchte ich heute erzählen.

Heute war nämlich ein hoher Feiertag, der ernsteste im Judentum, Yom Kippur, der Versöhnungstag. Da ist alles geschlossen, alles still, keine Autos fahren und auch weltliche Menschen, die sonst nicht viel mit Religion am Hut haben, machen nichts Ablenkendes. Die allermeisten Menschen fasten auch, das heißt sie essen und trinken nichts von Sonnenuntergang gestern bis heute um dieselbe Zeit. Unsere Jugendlichen waren von einem ihrer Mitspieler eingeladen, diesen Tag in seinem Ort zu verbringen, in dem Religion eine gewisse Rolle spielt. Die Menschen dort sind nicht streng religiös, aber es gibt eine Synagoge, und man versucht den Tag sinnvoll zu erfüllen. In Harduf gibt es keine Synagoge, und deshalb fanden wir das Angebot sehr spannend.

Also fuhren wir nach der ersten Probe am Dienstag (mein Gott – war das erst gestern???) mittags nach Yodfat, gar nicht weit vom See Genezaret, in die galiläischen Berge. Dort bezogen die Jugendlichen das Haus der verreisten Großmutter dieses Jungen (Yuval ist sein Name). Abends gingen sie noch in die Synagoge und bekamen vorher noch ein „Abschiedsessen“, denn danach wurde gefastet. Die Deutschen mussten natürlich nicht fasten, alle haben ihnen etwas angeboten, aber sie wollten es gern probieren – ist ja auch spannend, ob man das schafft, oder? Auch die meisten unserer Israelis fasten normalerweise nicht, aber sie hatten noch ein schönes Gespräch über den Sinn dieses Tages, an dem man alle Verfehlungen und Schwächen bereut, sich bei einander entschuldigt und vor allem auch Gott um Vergebung bittet. Danach wollten alle fasten…

Ich selbst habe mit Ute Lorenz bei einer Freundin im selben Ort gewohnt, die ich als Englischlehrerin der arabischen Waldorfschule kenne. Wir waren gestern abend zum Essen eingeladen, und sind dann heute morgen und heute nachmittag in der Synagoge gewesen, wo wir auch einige der Jugendlichen wieder trafen. Sie hatten eine kleine Wanderung gemacht zu einem archäologisch interessanten Hügel in der Nähe und dann einen ruhigen Tag gehabt. Das Fasten vom Essen fiel ihnen weniger schwer als das Trinken. Aber einige kamen darauf, sich z.B. die T-Shirts nass zu machen. Man schwitzt hier nämlich noch ziemlich, weil das Wetter noch sehr sommerlich ist, und da fehlt einem das Trinken schon sehr. Ich fand es gegen Mittag am schwierigsten, aber danach hätte ich auch noch länger fasten können… Nach der Synagoge (davon müsste man erzählen, eine sehr bunte und lebendige Sache, aber es sprengt hier den Rahmen…) gab es dann ein echtes Festessen auf dem Vorplatz – die ganze Gemeinschaft, der ganze Ort war eingeladen!

Nun sind die Jugendlichen zu einem anderen ihrer Freunde weiter gezogen (Itai heißt er), der in der Nähe von Yodfat wohnt. Ich bin wieder bei meiner Beduinenfamilie, und ehrlich gesagt – Fasten macht müde! Morgen früh muss ich ein Skype-Interview für „a tempo“ geben und dafür früh raus. Ute wird Semjon vom Flughafen abholen und ansonsten wird den ganzen Tag geprobt, denn am Freitag ist ja unsere Aufführung! Und der heutige Versöhnungstag fiel ja als Probentag aus – das war von vornherein klar! Aber wir haben alle viel anderes gelernt und erlebt…

Nun wünsche ich Euch eine schöne Zeit und grüße Euch alle ganz herzlich mit dem Gruß
„Chatimá tová“ – möget ihr im Himmel in die gute Liste eingeschrieben werden. So sagt man nach dem Yom Kippur…

Alles Liebe!
Ilse Wellershoff-Schuur


Liebe Konfirmanden,

die Zeit vergeht hier irgendwie anders – ich kann gar nicht glauben, dass wir noch nicht einmal eine Woche unterwegs sind, soviel haben wir erlebt! Das wird sicherlich anders, wenn die Jugendlichen in ein paar Tagen wieder nach Deutschland fahren… Dann ist mein Programm viel ruhiger, und ich hoffe, ich habe dann überhaupt noch genug Stoff zum Schreiben!

Seit dem letzten Brief haben wir hauptsächlich in unserem Wald gelebt und geprobt. Wir bekommen sehr viel Hilfe von den jungen Leuten, die in der Begegnungsstätte leben und arbeiten, aber auch von einigen Eltern, die uns ständig Kuchen backen und bemuttern! Auch kommen immer viele kleine Kinder und auch ganze Familien, um bei den Proben zuzuschauen. Zwischendurch waren wir am Tag vor der Aufführung kurz in der Pause in der High School von Ka‘abiya, der Schule unserer arabischen Mitstreiter, um mit unserem Thema-Lied in drei Sprachen für die Aufführung zu werben. Alle waren sehr neugierig auf uns. Wir bekamen auch noch kurz ein bisschen von der Schule gezeigt. Was für unsere Jugendlichen auffällig war, war wohl vor allem die Schuluniform der freundlichen Schüler!

Die Aufführung gestern war als Fest zum zehnjährigen Bestehen unserer Begegnungsstätte und auch als Michaelifest der Harduf-Gemeinschaft geplant. Deshalb gab es viel zu tun, vor allem, weil – wie eigentlich immer hier – die Leute erst ziemlich spät anfingen darüber nachzudenken, dass wir etwa 200 Leute zum Essen erwarteten… Da ging dann gestern vor den letzten Proben und Vorbereitungen das große Debattieren los – was wollen wir eigentlich machen und vor allem, wer ist eigentlich überhaupt frei und nicht mit anderen Dingen beschäftigt, um das alles zu tun, was noch zu erledigen ist?

Es endete damit, das ein paar Leute einen Großeinkauf machten, Ute sich mit den Schauspielleitern um die Kostüme, Requisiten, und die Proben kümmern sollte, während ich mich ins Küchenteam einreihte. An Chillen im Wald war gestern nicht zu denken! Wir haben den ganzen Tag Gemüse gewaschen, geschnippelt, abgewaschen und geschmückt! Die Begegnungsstätte arbeitet möglichst nicht mit Einmal-Geschirr, stattdessen gibt es Riesenmengen von zusammengestückeltem Geschirr (ähnlich wie in unserer Gemeinde), das irgendwo in Kisten aufbewahrt wird, und bei Bedarf muss es dann erstmal gespült werden, denn hier verstaubt alles sehr schnell… Die Jugendlichen kamen immer mal dazu, wenn sie bei den Proben gerade nicht gebraucht wurden, und so ergaben sich einige schöne Gespräche. Auch die jungen Mitarbeiter habe ich so besser kennengelernt. Eine der Schauspielschülerinnen war vor vielen Jahren selbst mal bei einem dreisprachigen Nathan-Projekt dabei und ist damit unter anderem in hannover aufgetreten. Davon hatte ich gehört, weil ich selbst zu der Zeit in Hannover wohnte, hatte es aber leider nicht sehen können, weil ich damals gerade in Israel war!

Dann wurde es langsam 17 Uhr, die Zeit, die wir als Anfangszeit angegeben hatten, die aber natürlich nie wirklich die Anfangszeit wird im Orient… Wir warteten geduldig den Strom von Zuschauern ab… und konnten dann gegen 17.30 Uhr anfangen… Im Publikum waren viele Schüler der Schule in Ka‘abiya – also hatte unsere Werbeaktion Erfolg! Außerdem natürlich viele Leute aus Harduf und der ganzen Umgebung und die Angehörigen der Schauspieler.

Es begann damit, dass Ya‘akov Arnan, der Leiter der Theaterschule, und Faez Sawa‘ed, der Manager von Bab l‘il Insan – Sha‘ar laAdam die Leute begrüßten und ihnen den Ablauf erklärten. (Eigentlich hätten die Jugendlichen aus Deutschland mit etwas Zirkus die Veranstaltung eröffnen wollen, aber Anna-Sophia hatte ein Rad auf Linus Hand geschlagen, wenn ihr versteht, was ich meine, und seine Hand war geschwollen und tat so weh, dass wir den Punkt ganz streichen mussten…) Dann gab es einige Geschenke für einige frühere Mitarbeiter und unseren „Hauptsponsor“, einen jungen Mann, der so eine Art Bill Gates von Israel ist, der sich aber jetzt nur noch um wohltätige Zwecke kümmert. Danach hielten ein Lehrer der Waldorfschule und der Direktor der High School von Ka‘abiya Wefki Salamna kurze Ansprachen, es gab ein Michaelilied von einem kleinen Chor, bei dem Ute und ich auch mitmachen durften, und danach durfte ich die „Michaeli-Ansprache“ halten – sie sollte nur nicht länger als fünf Minuten dauern mit Übersetzung ins Arabische, und das Projekt, das Stück, Michaeli und die Begegnungsstätte erklären und würdigen… Ich weiß gar nicht mehr, was ich gesagt habe, es war aber ziemlich viel weniger als ich sagen wollte!

Danach begann dann (endlich!) das Stück. Die Schauspieler waren sehr motiviert, sehr präsent und sehr überzeugend. Es war wahrscheinlich die beste Aufführung, die wir hatten, trotz der unvermeidlichen kleinen Pannen. Der Inhalt des Stückes „Nathan der Weise“ passt so gut zu unserer Arbeit in Galiläa, das es einfach schon dadurch ein tolles Jubiläum wurde. Und Musik und Tanz, alles von den israelischen Jugendlichen konzipiert, trug dazu bei, dass die Aufmerksamkeit nicht nachließ -trotz der vielen kleinen Kinder, der Handys, der Bewegung im Publikum!

In der Pause kam unser Essen zum Einsatz – es gab Pitas mit Salaten, Humus und Techina (erklär ich euch später, wenn es dann noch interessiert…), und warmes Essen aus einer Pojke – das ist ein geschlossener Eisentopf, der auf das Feuer gestellt wird – und gebackene Kartoffeln, nachher Äpfel mit Honig oder süßes arabisches Gebäck (Baklava). Es war toll, dass einige der Mitarbeiter der Sache den letzten Schliff gaben, während wir das Stück anschauten! Dafür kann man immer dankbar sein, vor allem weil es ja keine zweite Aufführung gab!

Nach dem Stück waren alle begeistert, und wir haben noch eine Weile gebraucht, bis wir gegen 21.30 zum Abendessen aufbrechen konnten (wir hatten ja in der Pause nicht gegessen!). Wir waren bei Wefki, dem Direktor der arabischen Schule, eingeladen in Ka‘abiya. Dort bogen sich die Tische (besser als unser Essen…) und es waren viele neugierige Leute da. Auch ein achtzehnjähriger Student, der nach dem Essen auf einer Beduinenflöte spielte, um die Leute zum Debka-Tanzen aufzufordern – ein großer Erfolg.

Linus Hand tat ihm inzwischen immer mehr weh, auch war sie stark geschwollen, so dass wir beschlossen, noch nachts zum Krankenhaus nach Afula (ca. 30 km entfernt) zu fahren. Wefki bot sich an zu fahren und nahm noch seinen Schwager mit – also waren wir zu viert: Linus und ich sowie die beiden arabischen Herren… Wefki hat das wirklich sehr gern gemacht, und er sagte, dass er es auch für Linus Eltern tun wollte, die er in Deutschland kennengelernt hatte, und sehr gern mag! Ich wäre auch allein gefahren, aber er wollte absolut helfen und übersetzen… Das Krankenhaus ist ein Erlebnis für sich – mit vielen Sicherheitskontrollen und Zäunen, und sehr viel Bürokratie, bevor es zur Sache geht. Was die alles wissen wollten… mal abgesehen von dem Bargeld, das wir da lassen durften! Dann ging es alles recht schnell – und als wir schließlich mit den Röntgenaufnahmen beim Notarzt saßen, stellte sich heraus, dass der in Deutschland studiert hatte – war also nix mit Übersetzen! Der Arzt – auch arabischer Herkunft – war sehr nett, gab Entwarnung – nichts gebrochen!- und gab Linus dann noch ein paar Schmerzmittel mit. Danach fuhren wir dann über Nazareth zurück nach Ka‘abiya, wo Linus wie die anderen bei einer arabischen Familie übernachten durfte. Nett, dass sie bereit waren, dass er auch noch mitten in der Nacht kommen konnte!

Ein langer Abend, eine kurze Nacht, und nun sitze ich auf der Terrasse meiner „Familie“, von wo aus ich über die ganze Haifa-Bucht und das schöne und tiefe Tal neben ins schauen kann. Heute müssen wir dann erstmal den Wald aufräumen von dem Fest gestern, und danach geht es nach Akko, einer alten arabischen Stadt am Meer. Das wird unser letzter Ausflug mit (fast) allen sein. Am Sonntag ist dann noch ein Ausflug und dann geht es Montag nach Jerusalem. Diese Jugendlichen haben eine unglaublich mit Eindrücken gefüllte Zeit! Und ich natürlich mit ihnen…

Vielleicht schreibe ich morgen noch einen Nachtrag, aber das kommt darauf an, ob ich vielleicht nicht doch mit den Jugendlichen im Wald schlafe in den letzten Tagen. Da ist natürlich kein Internet, und auch in Jerusalem wird es schwierig. Notfalls muss dieser Brief dann erstmal genug sein bis Mitte nächster Woche. Dann berichte ich von den letzten Ausflügen hier in Galiläa und den Tagen in Jerusalem!

Und jetzt an die Arbeit!
Liebe Grüße an Euch alle!

Ilse Wellershoff-Schuur


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Liebe Konfirmanden,

der letzte Brief, in dem die deutschen Jugendlichen eine Rolle spielen, wird wohl lang werden, und das obwohl es spät am Abend ist. Ich hoffe, dass Soledad Davit ihn noch bekommt und öffnet, bevor morgen wieder Unterricht ist!

Es geht also am letzten Samstag los, an dem wir nach der Vorstellung erst einmal in unserem Wald aufräumen durften. Die Jugendlichen kamen ganz erfüllt vom Besuch bei den arabischen Familien zurück. Gemeinsam wurden die Kulissen abgebaut, die Kostüme sortiert, die Küche und die sanitären Anlagen in Ordnung gebracht – und dann konnte es mittags losgehen – mit allen Schauspielern aus den drei Gruppen. Akko ist eine uralte Hafenstadt – die Altstadt ist mehr arabisch, die Neustadt jüdisch. Hier sind seinerzeit die Kreuzritter ins Land gekommen, und auch Napoleon hat von hier aus versucht, das Heilige Land zu erobern. Als erstes gab es ein typisch arabisches Mittagessen in einem kleinen Straßenlokal – ganz viele verschiedene Salate und Vorspeisen, Falafelbällchen (fritierter Kichererbsenbrei…), und natürlich auch ein paar Pommes dazu. Danach besichtigten wir die unterirdischen Kreuzritterhallen – ganz passend zu unserem Stück, das ja zur Zeit Saladins und der Tempelritter spielte! Dann gab es noch eine kleine Seefahrt auf einem gemieteten Schiffchen – mit lauter Musik, Seegangserprobung und Badepause! Ein voller Erfolg, und alle waren sehr zufrieden mit dem Tag, als es gegen 19 Uhr nach hause ging. Die Jugendlichen waren dann eingeladen bei der Sukkotfeier des Jugendclubs von Harduf – der erste Abend des Laubhüttenfestes nahte. In dieser Woche werden bei den Juden alle Mahlzeiten in einer selbstgebauten Hütte eingenommen, meist aus Blättern oder Palmwedeln gebaut, so dass die Sterne oben durchscheinen… Die Kinder lieben dieses Fest! Nach der Feier waren alle bei einer Mitspielerin aus dem jüdischen Dorf neben Harduf zum Übernachten eingeladen. Die drei Jungen aus der Harduf-Gruppe brachen noch in der Nacht zum Flughafen auf – die Schule hat eine Partnerschule in Kakenstorf in Norddeutschland, wo sie zum Schüleraustausch erwartet wurden…

Am Sonntag früh traf sich dann nur die deutsche Gruppe zu einem Ausflug, für den uns ein kleiner Bus zur Verfügung stand: Über die Berge, die die „Hörner von Hittin“ genannt werden und den Ort der letzten großen Schlacht Saladins gegen die Kreuzritter bezeichnen, ging es zum See Genezareth, wo wir zunächst den Berg der Seligpreisungen besichtigten, wo (angeblich, wie meistens…) die Bergpredigt gehalten wurde. Bei der Wanderung von dort zum See fanden wir dann auch einen schattigen Ort unter einem Ölbaum, wo wir dieses Stück der Bibel lasen. Der Text warf viele Fragen auf und wurde in den folgenden Tagen unter den Jugendlichen noch heftig diskutiert! Unten am See schauten wir uns zunächst eine hübsche kleine Kirche an, wo Jesus als der Auferstandene mit seinen Jüngern das Frühmahl hielt – und dort steckten wir auch zum ersten Mal die Füße in den see und ließen uns die Zehen von den kleinen Fischchen beknabbern, die dort gar nicht schüchtern sind! In Kapernaum schauten wir dann die Ausgrabungen des Fischerdorfes an, aus dem die meisten der Jünger Jesu kamen, sowie die Ruine der Synagoge dort. Dann ging es weiter in Richtung Nordosten um den See herum an einen Badestrand. Nach der Mittagspause dort fuhren wir auf die Golanhöhen – zuerst an einem wunderschönen Aussichtsort namens Ofir, wo man den ganzen See überblickt. Leider war die Sicht nicht ganz so gut, so dass man den schneebedeckten Hermon im Nordosten nicht sehen konnte, und auch der Tabor war nur schemenhaft zu erkennen. Trotzdem war es schön. Weiter ging es in die Höhen an das Dreiländereck Syrien/Jordanien/Israel – zur Zeit muss man viel an die Syrer denken, die im tiefsten Bürgerkrieg stecken. Es sah dort aber äußerlich alles ganz friedlich aus, und nur die Warnschilder am Straßenrand erinnerten an die Minenfelder, die dort überall noch sind. Als wir einer Militärpatrouille begegneten, dachten wir schon, jetzt müssten wir umkehren, aber die freundlichen Soldaten erklärten uns nur ein weiteres Ausflugsziel: Eine warme Quelle in der Nähe, die in einen alten syrischen Offizierspool fließt. Es war zwar nicht gerade einsam, aber man kann sich vorstellen, dass ein Campingplatz mit Badewanne auch ganz nett sein könnte… Schließlich kamen wir am Südende des Sees wieder heraus, wo wir noch im Jordan badeten. Es gab eine tolle Stelle mit einem Seil, das in den Bäumen am Ufer so befestigt war, dass man sich hinein schwingen konnte. Das bedeutete viel Spaß und einige aufgescheuerte Knie…

Am Abend waren wir dann noch zum Laubhüttenfest in der Gemeinschaft der Betreuten eingeladen (Beit Elischa). Das kulturelle Programm war nach dem langen Tag fast zu viel, aber das Essen hat uns allen wohl getan! Einige wollten dann früh ins „Waldbett“, während ich mit vier wackeren Deutschen noch einen Rundgang im Kibbutz machte – dazu hatten wir noch keine Zeit gehabt! Im Dunkeln auf den Schaukeln zu spielen ist auch ganz lustig! Und es gab viel zu sehen, was frühere Generationen von unseren Gruppen irgendwo vor Ort gebaut hatten!

Die Nacht war dann meine erste im Wald – unheimlich schön, aber ziemlich „mückig“. Linus hatte ein schönes Feuerchen gemacht im Steinkreis und wir lagen alle drum herum und genossen die Vollmondnacht. Zwei Mädchen waren noch einmal bei „ihrer“ arabischen Familie, um sich zu verabschieden, und obwohl das etwas dauerte, kamen sie doch so rechtzeitig und wohlbehalten wieder an, dass wir genug Schlaf bekommen konnten!

Am nächsten Morgen mussten wir dann noch ein bisschen aufräumen und noch einmal die Toiletten „pflegen“, dann ging es zu Ya‘akov und Miriam, unseren Chefregisseuren zum Frühstück, sehr zivilisiert, was alle sehr genossen. Um 10 Uhr kam dann der Bus und es hieß Abschied nehmen. Die drei Mädchen von der Harduf-Schule hatten sich aber entschlossen mitzukommen auf unsere Exkursion nach Jerusalem. Der Busfahrer und ich schafften es, uns zum richtigen Altstadttor zu lotsen, und so waren wir gegen 13 Uhr im Hostel – einem französisch-katholischen Gästhaus direkt in der Nähe des Tempelberges – ein Ort mit einer genialen Dachterrasse und einer sehr freundlichen Stimmung. Dort machten wir erstmal eine ausführliche Pause.

Dann ging es die Via Dolorosa entlang und zur Grabes-(und Auferstehungs-)kirche, wo wir einige Zeit verbrachten – es gibt dort viele Themen und viel zu sehen… Danach hieß die Aufgabe in Dreiergruppen zu einer bestimmten Pizzeria zu finden, die wir auf dem Hinweg passiert hatten, was allen ziemlich schnell gelang! Vielleicht hat der Hunger auch geholfen. Am Abend hatten wir dann noch Besuch von einer Freundin von mir, die eine Sufi-Muslima ist und von ihrem Glauben erzählte – auch sehr spannend.

Ich merke, dass ich jetzt mit dem Brief fertig werden muss, darum nur noch Stichworte vom zweiten Tag – erstmal zu den muslimischen Heiligtümern auf dem Tempelberg, dann zur (sogenannten…) Klagemauer, dann in die Davidszitadelle, wo es ein sehr gut gemachtes Geschichtsmuseum gibt – danach hatten wir dann Ruhe- und Shoppingpause bis abends! Da gab es dann ein schönes arabisches Essen auf einer Dachterrasse und ein gutes Abschlussgespräch in unserer Herberge mit sehr guten und tiefen Beiträgen zu den Fragen, was die Highlights waren, was schwer war, wo noch Fragen sind und was man mitnimmt, bzw. wie es weitergehen soll…

Und heute war dann noch die Frage nach der Stadtmauer, auf der wir wanderten, der Garten Gethsemane mit Gehinnom- (=Höllen!)Tal und der Ölberg… Das haben wir alles noch geschafft, bevor um 13.45 der Kleinbus zum Flughafen kam! Tirtza, eines der israelischen Mädchen, und ich fuhren noch mit zum Flughafen – und dann war die Gruppe weg! Nun sind sie unterwegs, vielleicht gerade in Basel gelandet, und ich bin über Akko zurück gekommen, wo mein Kollege und Sohn Johann Schuur gerade mit seiner inzwischen hier angekommenen Gruppe unterwegs war.

Das war heute alles sehr bruchstückhaft, aber ich habe eben so lange nicht richtig schreiben können, so dass sich einiges angesammelt hatte. Zu allem könnte man viel mehr sagen, aber das hier muss für heute reichen. Entschuldigt meine Fehler, die der Müdigkeit geschuldet sind und freut Euch an den Fragen, die die kurze Darstellung sicherlich aufwirft. Merkt sie Euch – ich kann sie gern später behandeln!

Liebe Grüße und ein gutes Laubhüttenfest!
Herzlichst
Ilse Wellershoff-Schuur


Harduf; Montag, 8. Oktober 2012

Liebe Konfirmanden,

nachdem unsere lieben Nathan-Schauspieler inzwischen wieder abgefahren sind, ist mein Alltag hier völlig verändert: Nun muss ich meine eigentliche Arbeit als „Israel-Pfarrerin“ tun, und das heißt vor allem Beziehungen pflegen zu den Menschen hier und Gespräche führe.

Am letzten Donnerstag bin ich dafür erst einmal umgezogen. Bisher hatte ich ja bei „meiner“ Familie im Beduinendorf der Sawa‘ed gewohnt. Dieser Stamm ist schon seit den 20er Jahren auf diesem Hügel ansässig. Man ist stolz auf das erste Steinhaus, dass der Urgroßvater meiner Familie damals gebaut hat auf dem Stück Land, das er von einer aus Nordafrika hierher verschlagenen Familie für den Preis von ein paar Tieren gekauft hatte. Das Dorf liegt direkt unterhalb des Kibbutz Harduf am hang nach Westen, so dass man einen schönen Blick auf das etwa 20 km entfernte Meer hat! So etwa, wie wenn man vom Höchsten auf den Bodensee schaut…

Mein neues Quartier liegt direkt im Kibbutz. Ich kann vom Küchenfenster aus auch auf das Meer schauen, es geht aber mehr nach Nordwesten, über das „Räubertal“ hinweg mit Blick auf die jüdische Siedlung Adi und die arabische Stadt Shfaram. Das Häuschen gehört Jutka Herstein, der Restaurantbetreiberin von Harduf, einer guten alten Freundin. Sie hat ein ganz tolles hebräisches Kochbuch geschrieben mit Bildern, die ihr Sohn Adam, ein inzwischen ziemlich anerkannter Maler, gemalt hat. Dieses Buch ist jetzt ins Englische übersetzt worde, und aus diesem Anlass ist sie heute für zwei Wochen nach England geflogen. Ich hüte also ihr Haus – sie vermietet auch eine Ferienwohnung, hat eine ziemlich neurotische Katze ud viele Pflanzen drinnen und draußen, die gewässert werden wollen. Obwohl es tatsächlich schon ein paar mal ein paar Tropfen geregnet hat nach dem langen trockenen Sommer, ist es immer noch sehr trocken hier. Naja, ich bin also umgezogen, habe noch ein paar Tage hier mit ihr gemeinsam gewohnt, um alles zu lernen, und freue mich an der netten Unterkunft! In der Ferienwohnung wohnen auch immer interessante Leute, und seit heute ist auch mein Sohn Johann bei mir eingezogen – eine nette Gemeinschaft von viel beschäftigten Leuten!

Am Freitag war ich dann mit meiner Familie von den Sawa‘ed-Beduinen auf der Hochzeit des Sohnes eines unserer guten Freunde – Mu‘afak ist Tischler in der arabischen Stadt Shfaram, Vater von zwei Töchtern, die schon mal mit in Deutschland waren, und ein Mitbegründer unserer Begegnungsstätte. So eine arabische Hochzeit dauert mehrere Tage (bei denen natürlich nicht immer alle mitfeiern!), und es sind Hunderte, wenn nicht Tausende von Gästen eingeladen. Alle tragen etwas zum gelingen bei, und sei es nur, dass sie einen Umschlag mit ein bisschen Geld mitbringen, um die Kosten zu begleichen! Nachdem am ersten Tag der Ehevertrag geschlossen wurde im kleinen Kreis, findet am zweiten Tag die große Party statt – am Anfang getrennt nach Frauen und Männern, spät abends dann auch noch zusammen. Der Frauenteil hat etwas sehr nettes – alle tanzen ganz unbefangen zu megalauter Musik – und dabei fand ich es spannend, dass es jede Art von Outfit gab – von ganz traditionell arabisch mit Kopftuch über sehr schick arabisch mit glitzerndem Beiwerk, ziemlich aufgetakelt, echt schlicht zu sehr sexy Minikleidern… und alle fanden alles okay! Eine sehr gemischte und sehr tolerante Gesellschaft, aber das liegt natürlich auch an den Brautleuten und ihren Familien!Es hat jedenfalls sehr viel Spaß gemacht, besonders die beiden Schwestern des Bräutigams wieder zusehen – und bei den Sawa‘ed Geschwistern so nett aufgenommen worden zu sein! Die Braut hab ich übrigens gar nicht kennengelernt, denn die feiert nicht mit! Das ist schon etwas seltsam, aber vielleicht geht sie in sich und bedenkt, was sie mit ihrer Ehe so vor hat… Ein sehr eindrucksvolles Fest jedenfalls – eine effektive Organisation, von der wir nur lernen können – so viel Essen gleichzeitig für so viele Leute!

Am Samstag hatte ich mich dann, nach der üblichen Arbeit am Schreibtisch am Vormittag, mit meiner Beduinenfamilie zu einem Ausflug verabredet. Bis es endlich losging, hatte ich noch viel Zeit zum Schreiben, denn die beiden jüngeren Kinder, die noch in einer arabischen Staatsschule sind (Amins Kinder kommen meist erst nach gefestigten Arabisch-Kenntnissen in Wort und Schrift an die hebräisch-sprachige Waldorfschule in Harduf), hatten noch Unterricht bis Mittags, und danach war noch ein Elterntreffen. Mit den freien Tagen ist es sowieso so eine Sache – die jüdisch-israelischen Schulen haben freitags und samstags frei – am Sonntag ist dann der Jom Rischon, der erste Tag der Woche, an dem natürlich wieder gearbeitet wird. Die arabischen Staatsschulen haben freitags und sonntags frei (wegen der Christen am Sonntag, wegen der Muslime am Freitag. Und die kleine arabische Waldorfschule hat ab Freitagmittag (das ist das Entscheidende im Islam, wo der Freitag sowieso selten ein „freier Tag“ ist) bis Sonntag frei.

Unser Ausflug führte uns also gegen Sonnenuntergang – das ist hier zur Zeit schon etwa um 17.30, die Sommerzeit ist zuende – ans Meer an den schönen Strand Chof haBonim, der in einem Naturschutzgebiet liegt. Dort campen immer viele Leute, und Amins Freundin Sima kennt ein Mädel, das dort für einige Zeit eine Art Beduinenzelt für Kurzurlauber aufgebaut hat, alles ganz informell und sehr spartanisch. Dort gingen wir erstmal mit der Sonne im Meer baden und anschließend kam die Stimmung auf, doch über Nacht zu bleiben. Dorit, das Mädel mit dem Camp, hat jede Menge Decken und Schlafsäcke, und auch meine Familie hatte zum Picknicken einiges mit. So machten wir uns erstmal mit allen, die da waren, ein Abendbrot aus Mitgebrachtem und am Feuer gebackenem, Kaffee und Tee, und gingen dann früh schlafen. Ich habe mal wieder unter freiem Sternenhimmel die Nacht verbracht – richtig schön, aber hart für den Rücken! Deshalb bin ich ganz früh aufgestanden und habe eine kleine Wanderung gemacht – unter anderem zu einem richtigen WC (die Dünen sind doch schon ziemlich überbelegt dort am Strand… überall fliegt Klopapaier rum, nicht so einladend…) und dann am Strand entlang, wo neben feinem Sand auch Felsvorsprünge und kleine Höhlen sind. Die Sonne war so wohltuend nach der Nacht unter primitiven Umständen… Auf einem Felsen habe ich dann auch ganz allein die Menschenweihehandlung gelesen, in dem Bewusstsein, dass es ja Sonntag war!

Nachdem wir den Tag mit vielen guten Gesprächen, Baden, Ausruhen am Strand verbracht hatten, drängte es mich, gegen 15 Uhr wieder heimzufahren, denn ich habe ja ein Haus zu versorgen! Hier ist jetzt auch mein Sohn Johann noch mit eingezogen, der ja mit seiner Berliner Jugendgruppe hier ist. Dann habe ich erstmal Wäsche gewaschen und alles aufgeholt, was so zu erledigen war nach dem spontanen Kurzurlaub!

Heute früh ging es dann wieder richtig an die Arbeit – ich hatte ein Treffen mit einer arabischen Frau, die in Palästina ein Camphill gründen will – eine Riesenarbeit, von der ich ein andermal mehr erzählen werde – nämlich, wenn ich mit ihr dahin fahre.

Für heute muss das erstmal reichen! Liebe Grüße und bis demnächst!

Herzlichst Ilse


Sonntag, 14. Oktober 2012

Liebe Konfirmanden,

bevor ich gleich mit der Berliner Gruppe, die nun ihre Arbeit und ihr Leben hier im Wald beenden, noch einmal nach Jerusalem fahre, will ich Euch noch schnell schreiben, wie hier so geht. Seit dem letzten Sonntag sind nicht so viele spektakuläre Dinge geschehen, ich wohne jetzt hier in meinem Häuschen, versorge alles und mich selbst und manchmal die Berliner Gruppe, und versuche, meine ganz normale Arbeit zu tun.

Was ist das also? Ziemlich viel Zeit verbringe ich einfach am Schreibtisch, weil ich versuchen will, aus meinen zwanzigjährigen Erfahrungen ein Buch zusammenzustellen. Dazu muss ich erst einmal wissen, was für ein Buch das sein soll, aber gerade das ist das allerschwierigste. Ich habe sehr viele Erlebnisbeschreibungen, Artikel, Texte zu einzelnen Themen, die ich auch früher schon geschrieben habe, aber es will mir noch nicht so recht gelingen, das alles mit einem roten Faden zu verbinden… Naja, und dann gibt es natürlich die Ablenkungen durch die vielen netten Leute hier.

Zunächst einmal habe ich nach wie vor mit den Jugendlichen zu tun, die beim Nathan-Projekt dabei waren, und mit allem, was damit zusammenhängt. Die Schwester einer der Teilnehmerinnen, Na‘ama aus der 10. Klasse der hiesigen Waldorfschule, wird mit mir nach Deutschland fliegen, um mit den Mädels aus der 10. Klasse unserer Schule, die dabei waren, einen Austausch zu machen. Das ist jetzt mit der Schule (beiden Schulen) und den Familien und dem Flug alles geregelt, und alle freuen sich schon! Sie wird bis Weihnachten in Überlingen bleiben und will vor allem auch Deutsch lernen! Im Frühling gehen dann Ruth und Anna-Sophia auch nach Israel, wenn alles gut geht… Außerdem haben einige der Hardufianer für die Berliner Gruppe von unserem Projekt erzählt.
Auch sonst habe ich mit den Berlinern, die ja mit meinem Sohn Johann hier sind, der in Berlin Pfarrer ist, ein paar Sachen mitgemacht: Wanderungen hier in der direkten Umgebung und gestern ihr schönes Abschiedsessen bei Amin und seiner Familie im Beduinendorf. Da hat Amin auch noch einmal von seiner Familie, seinem ganzen Stamm und der Geschichte der Sawa‘ed- Beduinen erzählt. Und außerdem auch von seinem persönlichen Werdegang – vom Kind in einem einfachen, vom Staat nicht anerkannten Dorf, neben dem ein anthroposophischer Kibbuz gegründet wurde, über die Bekanntschaft mit den Menschen dort und der Anthroposophie und ihren vielen Initiativen bis zum Studium in England und Deutschland, zum Waldorflehrer und Heilpädagogen… Das war für die Jugendlichen sehr spannend! Man merkt so richtig, wie viele Fragen, die sonst ganz trocken und „politisch“ wirken, plötzlich ein sehr menschliches Gesicht bekommen. Es stecken ja hinter allen „Nachrichten“ wirkliche Schicksale, das vergisst man so leicht!

Auch praktisch ist von unserem Nathan-Projekt außerdem noch einiges abzuwickeln und vor allem daran zu arbeiten, wie es weiter gehen soll – das ist gar nicht so einfach! Es gibt auf beiden Seiten einfach so viele Vorgaben und Bedingungen durch Schule und andere Aktivitäten, dass wir noch nicht so recht wissen, was werden will.

Darüber hinaus haben haben wir auch andere Treffen von unserer Begegnungsstätte gehabt, auch mit anderen Aktivisten, die sich mit uns verbinden wollen, mit neuen Freiwilligen-Anwärtern, mit dem Kibbuz und den Finanzvertretern… Da kommt in der nächsten Woche sicherlich auch noch einiges auf mich zu. Das ist hier oft so, und ich fürchte, es ist ganz egal, wie lange man bleibt – erst denkt man, man hat ja viel Zeit, und am Schluss ballt sich alles!

Dann hatte ich etliche Gespräche über die verschiedensten Themen mit Leuten aus Harduf – ob das persönliche Sachen waren, die eine Art Seelsorge brauchten, einfach freundschaftliche Gespräche oder auch ziemlich häufig Fragen um Rat, was die Gemeinschaft hier oder einzelne Initiativen und ihre Zukunft angeht. Unter anderem deswegen fahre ich jetzt auch noch einmal für zweieinhalb Tage nach Jerusalem: Eine arabische Heilpädagogin hier hat mich gebeten, mit ihr in Palästina verschiedene Leute zu treffen und mir ein Haus anzuschauen, in dem sie ein Camphill-Dorf aufbauen will.

Ich hatte auch ein richtiges Taufgespräch letzte Woche – ein junges Paar, sie ist israelische Eurythmistin, in Deutschland ausgebildet, und er ein deutscher Tischler (Till und Deganit, sie haben mal in Lautenbach gewohnt, falls jemand sie kennt…), wollen ihre kleine Tochter Sophia, 8 Monate, taufen lassen. Dafür werde ich wohl irgendwann in den nächsten Monaten noch einmal kurz hierher fliegen, denn jetzt braucht es erst einmal einige Vorbereitungen. Ich habe mit ihnen darüber gesprochen, welche Gemeinde eigentlich die Taufe macht – Überlingen, die ganze Welt oder die Leute hier, und wenn letzteres, dann welche Leute hier? Gibt es so eine Art kleine Gemeinde? Dazu hat Deganit jetzt zu einem kleinen Seminar am nächsten Samstag eingeladen, wo wir darüber sprechen wollen, warum heutzutage so viele Menschen von Religion gar nichts wissen wollen oder aber ganz radikal werden, in allen Religionen gibt es ja diesen Trend auch. Sogar im Christentum gibt es eine Art neuen Fanatismus, vor allem in Amerika. Wie kann man auf freie und moderne Art religiös sein, egal ob man Jude, Muslim oder Christ ist? Und was bedeutet dann Gemeinschaft? Danach können wir eigentlich erst richtig von den Sakramenten sprechen. Mal sehen, wer da kommt und was dabei herauskommen wird.

Aber jetzt geht es erstmal wieder auf die Reise – hin mit Johanns Gruppe, zurück mit der arabischen Heilpädagogin, und wohnen werde ich wieder an der Via Dolorosa in dem französisch-katholischen Pilgerhaus. Und wenn ich dann zurückkomme, ist es nur noch eine gute Woche bis zum Rückflug!

Ich grüße Euch ganz herzlich und wünsche Euch einen schönen Herbst! Freu mich schon auf das frische Wetter in Deuschland!

Alles Liebe!
Ilse Wellershoff-Schuur


Donnerstag, den 18. Oktober 2012

Liebe Konfirmanden,

nun hat meine letzte Woche hier angefangen, und nach den Tagen in Jerusalem, von denen ich gleich berichten will, muss jetzt hier in Harduf noch viel erledigt werden, bevor ich mich nächste Woche am Mittwochabend wieder auf den Weg nach Überlingen mache. Dies wird wohl der letzte Brief werden – der Rest folgt dann mündlich!

Wir sind also am letzten Sonntag mit einem unserer beliebten Kleinbusse aus Ka‘abiya nach Jerusalem gefahren. Es war ganz schön voll – 17 Leute, fast alle (außer mir) mit ihrem großen Reisegepäck… Der Busfahrer aus unserer „Provinz“ hatte wieder ziemliche Schwierigkeiten, sich in der wuseligen Stadt zurechtzufinden, aber schließlich wurden wir am „Löwentor“ abgesetzt, so dass wir nicht mehr weit zu laufen hatten. Ich habe wieder im Ecce Homo Convent(Lateinisch: „Siehe, das ist der Mensch“, hat Pontius Pilatus gesagt, als Jesus ihm zum Gericht vorgeführt wurde…) gewohnt, die Berliner im Österreichischen Hospiz nur ca. 200m entfernt. Diese christlichen Pilgerhäuser haben jedes ihre eigene Geschichte, und es gibt eine ganze Menge davon.

Das Österreichische ist zum Beispiel ein vom selbigen Kaiser im letzten Jahrhundert als Krankenhaus für einen katholischen Orden gestiftetes Haus mit einem geschützten Garten, sehr herrschaftlich und großzügig, mit viel k.u.k. (kaiserlich und königlicher) Prunk. Die Hotelzimmer sind zwar einfach, aber sehr vornehm und groß, die Jugendherberge sehr ordentlich und mit schönen modernen Waschräumen. Über das Ganze herrscht Schwester Bernadette, eine gestrenge Oberin, die aufpasst, dass die richtigen Leute beim Frühstück zusammensitzen… und das Café serviert Wiener Kaffeespezialitäten und Sachertorte… Bei besonderen Anlässen benutzt auch die Botschaft Österreichs das Haus. Das ist schon etwas skurril mitten im orientalischen Gewimmel des Basars!

Das Ecce Homo Convent ist dagegen von einer neuen katholischen Gemeinschaft übernommen worden, nachdem die Zionsschwestern vom Aussterben bedroht waren. Diese Organisation ermöglicht freiwilligen Helfern einen langen Aufenthalt. Die meisten der Freiwilligen sind Damen mittleren Alters aus aller Welt – eine sehr nette und kompetente junge Frau aus der Slowakei, die fließend Englisch, Deutsch und Französisch spricht, habe ich ein bisschen näher kennengelernt. Sie wird in diesen neuen Orden nun nach ihrem Noviziat, der Probezeit, eintreten, und geht dazu demnächst nach Frankreich. Schwester Anna und ich hatten sehr schöne Gespräche miteinander. Das Haus selbst ist über der Ausgrabungsstätte des Palastes von Pontius Pilatus errichtet und sehr verwinkelt – mit vielen schönen Dachterrassen und Aussichtsplattformen!

Am ersten Nachmittag habe ich mich hier mit meiner Freundin Jan Ranck getroffen, einer Amerikanerin, die mit einem israelischen Mann verheiratet ist, und schon seit vielen Jahren mit ihm an einem staatlichen Lehrer-College eine Abteilung für Waldorfpädagogik leitet, an der man sogar eine volle Eurythmieausbildung als staatlich anerkanntes Studium absolvieren kann. Wir haben unser Gespräch auf die Dachterrasse eines christlich-arabischen Restaurants verlegt und dort ein paar nette Stunden verbracht.

Am Abend konnte ich dann endlich einmal früh schlafen gehen… und am nächsten Morgen habe ich mich mit meiner Freundin Hala Bukhari getroffen, der Witwe des Sufi-Sheikhs, von der ich schon erzählt hatte, weil sie für die Nathan-Gruppe vom Islam gesprochen hatte. Es war sehr gut, dass wir uns noch einmal allein getroffen haben, denn ihr Leben als Witwe ist doch sehr schwer! Erstmals hat sie sich sogar selbst ein bisschen darüber beklagt, dass ihre muslimischen Glaubensbrüder ihr das Leben als Frau, die das Sufi-Zentrum weiterführen will, schwer machen! Es gibt aber natürlich auch Leute, die ihr helfen, vor allem von den früheren Mitstreitern ihres Mannes von den Peacemakers of Jerusalem, Rabbis und Pfarrer vor allem. Auch mit ihrer kleinen Tochter, die mit 11 schon in der 7.Klasse ist und erstaunlich gut Englisch spricht, habe ich mich unterhalten.
Am Nachmittag habe ich dann auf der Dachterrasse und in der BIbliothek ein bisschen gearbeitet, um am Abend noch einmal von der Berliner Gruppe Abschied zu nehmen…

Am nächsten Tag ging es dann an die Arbeit für eine erste Camphill-Einrichtung in Palästina, was für die Menschen dort sehr wichtig sein wird, denn sie leben ja unter israelischer Besatzung und können nicht einfach hierher nach Harduf oder in die andere Dorfgemeinschaft im Süden des Landes reisen – ganz abgesehen davon, dass es meist ja auch wichtig ist, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen in ihrer Muttersprache betreut werden. Es gibt einige israelische Araber, besonders eine sehr aktive Frau, Faiza el-Husseini, die hier in Harduf in der Heilpädagogik/Sozialtherapie arbeiten und dort gern etwas auf die Beine stellen wollen. Hilfe von jüdischen Israelis akzeptieren die Menschen in Palästina meist nicht, da müssen wir immer aufpassen, dass wir nicht aus Versehen ein hebräisches Wort sagen oder in ungeschickter Weise über unsere Arbeit hier sprechen!

Zuerst ging es ziemlich viel hin und her, wo wir uns treffen wollten, dann schließlich waren alle am American Colony Hotel, von wo aus wir weiterfuhren in die Wohnung eines Schul-direktors, der eine Schule in dem Ort Anata zwischen Jerusalem und Ramallah, der Haupt-stadt Palästinas, betrieben hatte, die er nun aus verschiedenen Gründen im arabischen Jerusalemer Osten weiterführt. Das Gebäude in Anata steht leer und wartet auf eine neue Nutzung. Der Lehrer und seine Frau waren sehr nette ältere Leute, die voller Hilfsbereit-schaft durch das Leben gehen, obwohl sie immer noch deutlich gebrochen sind vom Tod eines ihrer Söhne, der in den kriegerischen Auseinandersetzungen vor einigen Jahren ums Leben gekommen ist. Die Schule ist für hiesige Verhältnisse sehr gepflegt und liebe-voll angelegt, aber es müsste natürlich noch einiges umgebaut werden. Außerdem liegt sie mitten im Ortskern und hat zwar einen Innenhof aber überhaupt keinen Garten… Das wiegen auch die Pizzeria und der Laden und die Bäckerei gegenüber nicht auf, leider…

Wir fuhren dann weiter auf Schleichwegen durch das wunderschöne judäische Bergland nach Bethlehem, wo wir uns nach langer Warterei mit einigen anderen palästinensischen Aktivisten und meinem alten Freund Anselm Schelcher trafen. Anselm, 32, war mit 16 das erste Mal auf einem unserer Jugendlager und hat die Begegnungsstätte quasi von Anfang an mitverfolgt. Er ist Waldorfschüler aus Bremen, hat nach dem Abi Orientalistik, Islam-wissenschaft, Arabistik und Politik studiert und arbeitet seit einigen Jahren als Entwicklungshelfer in Palästina. Er hatte viele gute Ratschläge, und auch die anderen waren tolle Leute – Journalisten, Buchhalter, Lehrer,… So wurde es ein gutes Treffen, bei dem viele Hausaufgaben verteilt wurden, die nun noch zu erledigen sind… Wir fuhren dann ziemlich spät wieder Richtung Norden, und nach einer zweistündigen Autofahrt fiel ich gegen Mitternacht in mein Bett.

Nun muss ich aber wieder an die Arbeit – den Rest, was ich in Harduf zum Schluss noch erlebt und gemacht habe, erzähle ich dann, wenn ich nächste Woche wieder da bin. Am Donnerstag werde ich es wohl noch nicht zum Unterricht schaffen, denn ich komme erst gegen 23 Uhr in Basel an und muss dann ja noch nach hause, so dass es doch sehr spät werden wird. Aber – wer weiß? Ich freu mich jedenfalls schon sehr auf Euch!

Liebe Grüße aus dem noch sehr sommerlichen Galiläa und bis bald!
Ilse Wellershoff-Schuur


Ilse Wellershoff Schuur

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