Wie üblich begannen einige Teilnehmende mit ein paar Tagen in Jerusalem, an Hand derer wir lernen wollten, die Situation im Lande besser zu verstehen. Neben einem historischen Lehrpfad, dem Erlebnis des Yom Kippur in einem teilweise orthodox-geprägten Umfeld und der (teilweisen) Umrundung der Altstadt auf der Mauer sowie dem Wandeln auf urchristlichen Wegen gab es auch einen Besuch im Sufi-Zentrum von Abdulaziz Bukhari bei seiner Witwe.
Am Michaelitag war der Abend des Sukkotfestes, das wir in der sozialtherapeutischen Einrichtung und später in unserer »Sukka« in Sha’ar laAdam – Bab l’il Insan mit den Freiwilligen feierten.
Und dann begann das Programm, zu dem noch einige weitere Teilnehmende hinzukamen — aus Jerusalem, Ashdod, der näheren Umgebung und auch aus Deutschland und Russland. »Arbeit inmitten vieler junger Menschen aus vielen Ländern…« Insgesamt war es diesmal ein Kommen und Gehen, bei dem nur wenige Menschen alles mitmachen konnten, aber viele einzelne Tage oder Veranstaltungen. es ging um Resilienz in allen Arten von Krisen, und das »Übungsmaterial« waren die Nebenübungen, die Rudolf Steiner empfohlen hatte sowie das Gebet aus dem Beichtsakrament der Christengemeinschaft. Seelisch gekräftigt wollten wir aus der Woche hervorgehen (»welch herzliches Gemeinschaftserleben inmitten schöner Natur…«), am 3. Oktober hieß es Abschied nehmen…
Die Israelis fuhren nach Hause, bzw. gingen wieder an die Arbeit, Ilse Wellershoff-Schuur flog mit Amin und Fatma Sawaed aus dem Beduinendorf El-Homeira nach Deutschland, wo sie erst an einem Teil der Tournee der Theaterschule, dann am Jubiläum in Oldenburg teilnehmen wollten. Einige Teilnehmende aus Deutschland wollten noch etwas bleiben…
Im Folgenden ein paar Stichworte von Renate Bruhn, einer deutschen Teilnehmerin, zu dem, was dann geschah:
»Am 3. 10. Fahrt nach Tel Aviv, endlich am Meer, ein Meer von Hochhäusern, elegant, dazwischen verkommene Geschäfte, an der gesamten Küste Badeverbot aus verschiedenen Gründen… Wir sind in einem POD Hotel gelandet, winzige Zimmer nach japanischem Vorbild, interessante Begegnungen mit den Hotelgästen und dem Personal, Familienatmosphäre
6.10. am Abend — auf den Strassen wünscht man sich »Shabbat Shalom«…
7.10. — um 7.30 Uhr gibt es plötzlich Luftalarm, ein Raketeneinschlag irgendwo, alles eilt in den Luftschutzkeller, z.T. aus dem Bett, aus der Dusche, der Keller ist eng. Sonst wissen wir erstmal noch nichts, sind der Fremdsprachen nicht so recht mächtig, haben kein Smartphone…
Alles in der Stadt ist geschlossen, kein Bus fährt, Berichte vom Massaker dringen langsam auch zu uns durch…,
Statt Museumsbesuch: Spaziergang durch den schönen Rockefellerpark…
Angst? Nein…
Jetzt menschenleerer Strand, träumt vor sich hin… Silhouette von Jaffa ebenfalls
Helikopter fliegen pausenlos… friedliche Wellen, Sonnenschein
In der ferne pausenlose Detonationen, Tod und Zerstörung
Unser Hotel wird geschlossen, Umzug in ein größeres, in den 8. Stock…
Herrliche Morgenstimmung über der Stadt…
Absage aller Flüge von unserer Fluggesellschaft, auch anderer, Lufthansa Hotline ist überlastet, »vielleicht fliegen wir noch irgendwann mal, aber wann?«
Im Hotel Ankunft der evakuierten Familien, unsichere, ängstliche Gesichter. Was haben sie erlebt?
Wann können wir nach Hause? Alle Optionen, die aufscheinen, sind gleich wieder weg…
Abgefangene Raketen hinterlassen Wölkchen am Himmel,
wir müssen auch dieses Hotel verlassen, ziehen in ein Hostel,
stellen Koffer ab…
Anruf vom Flughafen, in 45 min geht der Heimflug!
noch 3x Alarm am Flughafen, Abflug 2 Stunden Verzögerung
Endlich Heimflug mit der Bundeswehr, nachts und kalt.
Diesen Urlaub vergißt man nie!
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