Ein Erlebnisbericht der beiden deutschen Freiwilligen aus dem Begegnungszentrum
Schalom! Wir, Hannah und Emi sind mittlerweile seit 5 Monaten hier in Sha’ar laAdam – Bab l’il Insan als Freiwillige der Freunde der Erziehungskunst.
Seit September leben wir mit 13 anderen Freiwilligen aus verschiedenen Ländern der Welt zusammen. Sie kommen im Rahmen eines Programmes namens TEN (Gib!) der Jewish Agency jeweils für vier Monate, während wir ein Jahr bleiben dürfen!

Jetzt, wo die erste TEN-Gruppe, die wir hier kennenlernen durften, abgereist ist, beginnen wir mehr und mehr zu verarbeiten, realisieren und reflektieren, was in den letzten 5 Monaten passiert ist; Höhen und Tiefen. Veränderungen und Entwicklungen in der Gruppe, und uns selber. Von einen Tag auf den anderen leben wir mit 13 jungen Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen auf engstem Raum zusammen. Jeder bringt andere Gewohnheiten, Vorstellungen, Geschichten und Fragen mit. So beginnt dann also das Abenteuer:
Es braucht eine Weile bis wir unseren Platz, unsere Rolle in der Gruppe gefunden haben. Gleichzeitig findet jeder für sich selbst heraus, wie viel Freiraum er oder sie braucht, was einem wichtig ist, was man vermisst und was einen glücklich macht. Mit jeder Person, die wir kennengelernt haben, entdecken wir einen anderen Teil von uns selbst. Dabei gibt es immer wieder neue Perspektiven, Überraschungen, und Inspirationen.
Ganz besonders die Biografiearbeit trägt einen großen Teil dazu bei. Je länger wir zusammenleben, desto mehr merken wir, dass es nicht nur ausreicht, den Alltag miteinander zu teilen, sondern dass es mehr braucht, um als Gruppe zusammenzuwachsen. Dafür feiern wir gemeinsam die Feste der verschiedenen Religionen und stellen am Ende auch ein Theaterstück auf die Beine!
Während der Erarbeitung wird das Zusammenarbeiten der Gruppe und jedes Einzelnen auf die Probe gestellt. Nicht jeder hat Erfahrung mit Theater und das Vertrauen, dass am Ende ein wundervolles, natürlich nicht perfektes Spiel, entstehen kann. Negative Einstellungen einer einzelnen Person können so schon mal die Motivation der gesamten Gruppe beeinflussen. Letztendlich hatten wir viel Spaß und noch mehr haben wir davon gelernt, uns durch etwas durchzubeißen, wovon nicht jeder von Anfang an überzeugt war. So haben wir am Ende gespürt, dass „Gruppe“ mehr als die bloße Anwesenheit aller Mitglieder ist.
Besonders für uns war, mit dieser ersten Gruppe zu lernen, was es bedeutet, eine Lebensgemeinschaft zu bilden, sich auf neue, fremde Freunde einzulassen und mit unseren Gewohnheiten flexibel umzugehen. Nach all dem Trubel innehalten. Den Ort und die Umgebung wahrnehmen. Spüren, was es bedeutet, hier zu sein. So ein friedlicher und starker Ort. Während wir die atemberaubenden Wolkenwandlungen und den Sonnenuntergang beobachten, beginnen die Muezzine zu singen. Wie schön, dass wir noch eine „so lange“ weitere Zeit hier leben und erleben dürfen. Der gleiche Ort, andere Leute. Andere Geschichten, Hintergründe und Lebensweisen. Neue Fragen, neue Herausforderungen, neue Antworten und viele neuen Fragen…
Emilie Hirning mit Hannah Bender
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