Auszug aus dem Vorwort der Jahresarbeit (Projektarbeit in der 12. Klasse) von Daniel Hoffmann aus Wahlwies, Teilnehmer der Schauspielprojekte 2012 und 2013.
Als ich vor eindreiviertel Jahren eher durch Zufall an einem Schauspielprojekt mit arabisch-israelischen, jüdisch-israelischen und deutschen Jugendlichen teilnahm, hätte ich nie geglaubt, dass ich mich einmal so intensiv mit dem Land, den Menschen und deren Geschichte beschäftigen würde. Israel war mir bis zu dem Zeitpunkt nur von der Landkarte aus dem Religionsunterricht bekannt, und das war eine Karte des Heiligen Landes zur Zeit Jesu.
Ich wusste herzlich wenig über das Land Israel und seine Geschichte. Israel war für mich das Land der Juden. Ich glaube, von Arabern in Israel habe ich das erste Mal bewusst gehört, als ich an dem Schauspielprojekt teilnahm.
Mit den drei Schauspielaufführungen im Juni 2012 in Deutschland und der Schweiz war auch ein zehntägiger Israel-Besuch Ende September im selben Jahr verbunden – meine erste Reise. Die Faszination des Landes hatte mich gepackt, und ich entschied mich dafür, mein Sozialpraktikum sechs Wochen im Kibbuz Harduf zu verbringen. Meine dritte Reise ins Heilige Land war Ende August 2013 im Zusammenhang mit dem zweiten Schauspielprojekt und dem International Youth Camp in Sha’ar laAdam – Bab l’il Insan.
Schwerpunkt meines Themas ist der arabisch-jüdische Konflikt. Durch die Komplexität des Themas reichte es nicht, sich mit der heutigen Situation zu beschäftigen. Ich musste mir ein geschichtliches Wissen aneignen, das im Alten Testament bei Abraham beginnt, und bis in die Gegenwart reicht. Intensiver beschäftigte ich mich mit der Zeit von 1882, dem Jahr der ersten Einwanderungswelle osteuropäischer Juden nach Palästina, bis in die Jetztzeit. Sich mit der Geschichte zu befassen, war oft ein zäher Prozess, häufig aber auch sehr interessant. Zum ersten Mal habe ich, zumindest in Teilen, die fünf Bücher Mose gelesen (zugegeben in einer Kinderbibel, aber immerhin).
Dass ich im Laufe meiner Jahresarbeit nicht den Nahostkonflikt lösen würde, musste ich bedauerlicherweise recht bald feststellen. Über den Nahostkonflikt wurden unzählige Sachbücher, Fachbücher, Geschichtsbücher, Dissertationen und auch zahlreich Belletristik veröffentlicht. Eine alles lösende Antwort wurde, das wage ich zu sagen, nicht gefunden. Denn eine alles lösende Antwort gibt es nicht. Der Konflikt ist eine in seiner Komplexität einzigartige Angelegenheit, die mich vor allem eines lehrte: Es gibt nicht die eine Wahrheit.
In den Gesprächen und Interviews, die ich sowohl mit Juden wie auch mit Arabern führte, wurde eines deutlich: Ich konnte mich in beide Seiten sehr gut hineinversetzen und die Probleme beider Völker sehr gut nachvollziehen. Ich ergreife keine Partei, weder für Araber noch für Juden. Es war mir sehr wichtig, mir ein neutrales Bild vom Nahostkonflikt zu verschaffen. Natürlich habe ich Fehler auf beiden Seiten erkannt und bin letztlich zu einer Schlussfolgerung gekommen. Ich würde mir aber nicht anmaßen zu sagen, dass eines der beiden Völker keine Berechtigung hätte…
Daniel Hoffmann
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