Overcome Borders: eine Jugendbegegnung ganz besonderer Art

von | 17. Mrz. 2016

Wir, die Jugendgruppe der Christengemeinschaft Schloss Hamborn, steigen aus dem Flieger und werden von einer Hitzewelle in Empfang genommen. Jetzt sind wir uns sicher, wir sind in Israel angekommen. Unsere beiden Partnergruppen, arabische Jugendliche aus Eilaboun und jüdische Jugendliche aus Ramat Gan, warten schon am Gate auf uns. Mit dem Bus fahren wir alle zusammen nach „Sha’ar laAdam“ oder auf arabisch „Bab lilInsan“ („Tor zum Menschen“, eine Begegnungsstätte zwischen dem anthroposophischen Kibbutz Harduf und den Beduinendörfern Sawa’ed und Ka’abiya gelegen), wo wir die ersten beiden Nächte verbringen. Dort fangen wir jetzt richtig mit unserer Projektarbeit an. Dafür müssen wir uns aber erst einmal ein bisschen besser kennen lernen. Wir machen „Breaking-the-Ice“-Spiele und es kommt ein Theaterpädagoge und eine Malerin. Bei diesen beiden Workshops lernen wir uns gegenseitig zu vertrauen, und es schließen sich schon einige Freundschaften. Mit der Malerin aus Eilaboun überlegen wir, wie wir unser Projektthema „Overcome Borders – Grenzen überwinden“ in Bildern für ein Wall-Graffiti umsetzen können und malen Vorschläge. Die Zelte, in denen wir schlafen, sind zwar eher spartanisch, aber es lässt sich hier gut unter freiem Himmel schlafen, was wir auch gleich ausnutzen.

Nach einer Wanderung auf dem „Arbel Mountain“ und einer Erfrischung im See Genezareth fahren wir nach Eilaboun. Dort sind wir für zwei Nächte in den Familien unserer arabischen Partner untergebracht. Am Abend haben wir eine Begegnung mit einem Zeitzeugen der „Nakba“ (arabisch für Katastrophe) und schauen uns den Film „The Sons of Eilaboun“ an, der von der Vertreibung und Ermordung vieler palästinensischer Männer des Dorfes berichtet. Vor allem die Jugendlichen aus Ramat Gan wussten bisher nichts über die Geschehnisse und sind erschrocken. …

„Für mich war diese Reise einfach nur toll. Es war spannend und interessant die Jugentlichen von dort kennen zu lernen und eine so gute Freundschaft aufzubauen. Ich hoffe andere können so etwas auch erleben“.

Marieke

Am nächsten Morgen besuchen wir eine Unterrichtsstunde der Christlichen High School in Eilaboun. (…) Eigentlich ist ein Wallpainting an einer Mauer in Eilaboun geplant, aber gerade jetzt schüttet es wie aus Kübeln , obwohl es die letzten sechs Monate nicht geregnet hat. Also ziehen wir um in die Stadthalle, wo wir das Treppenhaus bemalen. Dort werden wir auch gleich einmal von dem Bürgermeister willkommen geheißen. An diesem Abend tanzen wir dort alle zusammen Dabke ( ein traditioneller arabischer Tanz ) und singen und tanzen gemeinsam. Dies ist noch einmal ein ganz besonderes Ereignis, das wir drei Gruppen so freundschaftlich gemeinsam erleben, während an verschiedenen Orten in Israel Messerattacken und Proteste uns den Nahost-Konflikt spüren lassen. Nur zwei Stunden Autofahrt entfernt in Jerusalem ist die Situation gerade jetzt sehr angespannt.

Dorthin fahren wir am nächsten Morgen, allerdings in den ruhigen Westteil der Stadt. Der Workshop in der Holocaust Gedenkstätte „ Yad Vashem“ ist sehr interessant und es kommen noch einmal neue Gefühle hoch, als wir dort mit den beiden anderen Gruppen durch das Museum geführt werden. Unser Guide Jonathan stellt die Frage „Wie konnte es passieren, das die Menschen dachten, sie täten das Richtige, indem sie die Juden und andere Gruppen verfolgten und vernichteten?“ …

„Ich fand unsere Reise nach Israel sehr schön und besonders! Gemeinsam mit anderen konnten wir in vieler Hinsicht Grenzen überwinden und zusammen Spaß haben. Ich wünsche mir, dass auch andere Jugendliche die Chance oder den Mut haben eine solche Reise anzutreten, die mich um so viele Eindrücke bereichert hat“.

Katharina

Auf Wunsch der Ramat Ganer Eltern fahren wir noch abends nach Ramat Gan, wo wir nun für drei Nächte in jüdischen Gastfamilien wohnen. (…)

Schließlich bricht wirklich die letzte gemeinsame Stunde an: Es ist morgens und wir sind in der Ramat Ganer Schule. Dort stellen wir den anderen Schülern unser Projekt gemeinsam vor. Dann müssen wir uns verabschieden und das fällt allen sichtlich schwer! (…)

Ab jetzt können wir das Touristenleben genießen und deshalb starten wir den nächsten Tag gleich mit einer Stadtführung (in Jerusalem). (…) Wir fahren danach noch in die judäische Regen-Schatten-Wüste zu der Winterburg von Herodes, „ Massada“. Nach einer sehr interessanten Führung durch die Festung, freuen wir uns jetzt schon alle auf den lang ersehnten Ausflug zum Toten Meer. (…) Es klappt wie versprochen; wir können uns einfach ins Wasser legen ohne unterzutauchen! (…) Am Mittwoch fahren wir nach Bethlehem, also müssen wir über den Grenzübergang, weil wir nun nach Palästina kommen. Dort treffen wir uns mit Faten Mukarker, die wir schon von einigen Besuchen hier in Schloss Hamborn kennen. Mit ihr zusammen fahren wir an der riesigen Mauer zwischen Israel und den besetzten Gebieten entlang, die 8 Meter hoch und ziemlich hässlich ist und die berührenden Bilder darauf sagen viel aus. Wir sehen unter anderem auch eins von dem berühmten Bildern des Sprayers Banksy. Wir fahren weiter und auf einmal sehen wir aus dem Busfenster wie einige kleine Kinder ( höchstens 10 Jahre alt) Steine werfen. Sofort kommen bewaffnete Soldaten und zielen mit ihren Gewehren auf die Kinder und vertreiben sie. Diese Situation hat- glaube ich- ziemlich viele unserer Gruppe mitgenommen und uns noch einmal klar gemacht, wie nah wir der Realität des Konfliktes hier sind. (…)

Im Traumatherapiezentrum „Wings of Hope“ erfahren wir durch einen Film Vieles über die Probleme in der palästinensischen Gesellschaft.

Natürlich werden wir auch heute wieder mit leckerem Essen versorgt, was Fatens Mann Nicolai extra für uns gekocht hat.

An unserem letzten Tag erledigen wir noch die letzten Einkäufe auf dem arabischen Markt, schauen uns noch im Westen von Jerusalem um und lassen noch einmal alle Eindrücke auf uns wirken. (…)
An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal bei allen die uns bei dieser großartigen Reise unterstützt haben und uns diese tollen Erfahrungen und Eindrücke ermöglicht haben!

Jonna Flüter

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