Aus einem Brief* der Kooperationssinitiative in Galiläa, die in unserer Begegnungsstätte 2011 ihren Anfang nahm:
Liebe Freunde, Shalom und Salaam,
als wir unsere Arbeit am „Gemeinsamen Weg“ begannen, fanden wir spontan so viele aktive Partner, die uns mit Motivation und Verständnis unser Anliegen mittragen halfen, dass eine Zukunft aus wirklicher Partnerschaft zwischen den Bevölkerungsgruppen vorstellbar wurde, in der viele Menschen die Luft der Zusammenarbeit und Gleichberechtigung atmen und an ihrer Verwirklichung mitarbeiten können. Unter diesen Aktivisten findet man Bürgermeister und Verwaltungsleiter kleiner und größerer Orte, Schulleiter, Lehrer, Schriftsteller und Intellektuelle, private und öffentliche Organisationen und Vereine sowie viele Privatpersonen, die nachfragen, Interesse zeigen, Unterstützung geben oder in anderer Weise helfen. Wir fühlten von Anfang an, dass wir von einer Vision getragen werden, die von der Mehrheit der jüdischen wie der arabischen Bevölkerung Galiläas geteilt wird.
…
Seit wir die erste Ausgabe unseres Common-Path-Rundbriefes auf den Weg gebracht haben, ist das Gesicht des Landes grauer geworden. Unruhen und Aufstände zwischen Polizisten und arabischen Bürgern, der gewaltsame Tod eines jungen Mannes in der Ortschaft Kafr Kana, der Mord an Gläubigen in einer Synagoge in Jerusalem, Krawalle zwischen Drusen und Muslimen in Abu Snan – und dazu das Nationalstaats-Gesetz, das bis zu den Neuwahlen bedrohlich über uns schwebt und sowohl jede legitime Regierung wie die Demokratie selbst sowie alle Bemühungen um Kooperation zwischen Juden und Arabern im Land der Guillotine preisgibt. Das Land ist unruhig, und Galiläa brodelt. Der Optimismus schwindet auch dahin, und statt dessen schauen wir uns um und fragen uns: Wohin steuern wir eigentlich?
Dieser Optimismus, mit dem wir unsere Arbeit begannen, gab uns aber in allem die Hoffnung, durch die wir sehen konnten, wie ein Zusammenleben durch gemeinsame Bemühung möglich werden kann, wie unsere Gesellschaft sich verändern wird, und was wir alles noch gemeinsam erreichen wollen.
Ganz klar – wenn Juden und Araber in diesem Land nicht wirklich zusammenarbeiten, wenn sie nicht die gleichen Standards und die gleichen Rechte genießen, dann sind wir auf dem Weg in einen harten, schmerzhaften und grausamen Konflikt. Außerdem ist klar, dass die Zeit der schönen Reden vorbei ist und wir uns von Lippenbekenntnissen zu wirklichen Taten der Verbesserung bewegen müssen.
Und trotzdem oder gerade deshalb sind wir immer noch hier – mit der zweiten Nummer unseres Common-Path-Rundbriefes, wir unterstützen die existierenden Projekte der Zusammenarbeit und gemeinsamen Aktivitäten, stellen unsere neuesten kleinen Fortschritte vor… Vielleicht geben wir unseren Lesern damit eine kleine Brise Hoffnung…
Yaara Katan, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising in Galiläa, M.A. Stadtentwicklung
* Eine englische Version des gesamten Common-Path-Rundbriefes findet man hier.
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