Die Stadt, deren Ausstrahlung einzigartig ist. Die Stadt, wo sich die verschiedensten Leute treffen. Die Stadt, die mich von allen Städten, die ich kenne, am stärksten beeindruckt.
Als ich in Jerusalem war, konnte ich anfangs nur staunen: Alles sah so besonders aus, und ich hatte ein Gefühl, das ich vorher noch nie hatte. Ich fühlte, dass jeder jeden akzeptiert und respektiert und dass nun auch ich ein Teil der grossen Familie sein konnte.
Als ich durch die Gassen schlenderte, oft nicht so genau wissend, wo ich in den verwinkelten Gassen gerade war, stand ich plötzlich auf dem grossen Platz vor der Klagemauer zwischen hunderten von Menschen. Ich stand da und beobachtete die Leute. Trotz des Trubels fühlte ich mich wohl.
Auf dem Tempelberg war eine ganz andere Stimmung – viel ruhiger und geborgener. Ich konnte nur über die Farbenvielfalt und die Präzision des Felsendoms staunen.
Auch in der Grabeskirche war wieder eine andere Stimmung. Kaum einer hatte das Gefühl in dem Moment etwas sagen zu müssen, es war einfach etwas besonderes.

Innerhalb der alten Stadtmauer sah ich viele tief beeindruckende Gebäude, aber auch Menschen, denen ihr Schicksal ins Gesicht geschrieben steht und die Tag für Tag vor ihren Häusern sitzen und das Geschehen in sich aufnehmen.
Die ganze Altstadt ist nicht nur schön anzusehen, sondern hat auch eine Ausstrahlung, die einem die Augen und das Herz öffnet.
Erst als ich durch eines der sieben Tore aus der Altstadt herausging, fühlte ich mich wieder ganz normal – wie im Alltag.
Am schönsten war es, bei Sonnenuntergang auf einem Haus zu sitzen, wenn der Muezzin das letzte Gebet las und dieses aus allen Richtungen zu mir hinzukommen schien, wenn die verschiedenen Lichter nach und nach angingen und langsam das Nachtleben begann…
Ich kann gut verstehen, warum es viele Leute ins „Himmlische Jerusalem“ zieht und ganz besonders, wenn sie schon einmal dort gewesen sind.
Ruth Kraul
0 Kommentare