Auf dieser Website hatte ich es schon angekündigt – die kleine arabische Waldorfschule in Shfaram, die ja von Menschen getragen wird, die mit unserem Projekt in enger Verbindung stehen, ist längst zu einem „Arbeitsort“ unserer Initiative geworden. Selbstverständlich sind die Kinder immer wieder Teilnehmer an Begegnungsprojekten, Festen und Aktionen im Wald, aber auch die Fortbildung der Lehrer in Sachen inter-religiöser und inter-kultureller Arbeit hängt eng mit unseren Bestrebungen zusammen. So durfte ich im letzten Herbst und im Februar 2011 erstmals kleine Kurse in Religionspädagogik für das Kollegium gestalten – eine ganz neue Situation, denn die Kinder kommen aus allen Teilen der arabischen Gesellschaft, aus muslimischen, christlichen und drusischen Elternhäusern. Am Kurs nahmen außerdem einige der Fachlehrer teil, die aus der jüdischen Bevölkerung stammen. Die Lehrer der Schule sind ja in einem besonderen Kurs für arabische Lehrer durch die schon lange bestehenden Waldorfschulen ausgebildet und erhalten durch den Zusammenschluss der israelischen Waldorfschulen auch weiterhin Unterstützung. Letzteres ist durchaus nicht unproblematisch, denn einerseits geht es auch den Schulen in vorwiegend jüdischen Zusammenhängen finanziell nicht besonders gut und andererseits wird alles, was von dort gefördert wird – ideell oder materiell – von Teilen der arabischen Gesellschaft skeptisch angeschaut. Man hat ja eine Art Kulturhoheit, eigene Schulen und Kindergärten. Wer braucht dann Waldorf – ist das etwas jüdisches?
An den jüdischen Waldorfschulen ist Religionsunterricht kein eigenes Fach, alles was damit zusammenhängt, ist als kognitives Fach „Geschichte des Judentums“ gewissermaßen sowieso im Lehrplan verankert. Die Kinder kommen meist aus ähnlichem Milieu – eher säkular-spirituell suchende Eltern, die den Lehrern zutrauen, dass die Kinder schon durch die Waldorfpädagogik die nötige seelische Nahrung bekommen.
In der arabischen Schule ist das natürlich anders, denn durch die verschiedenen Kulturen von Muslimen, Christen und Drusen kommen schon im Alltag, z.B. in der Festgestaltung, viele Fragen auf. Die Eltern verlangen nun, dass ihre Kinder lernen, sich mit der eigenen Religion seelisch zu verbinden – wie können die Lehrer fördern, dass das in Anerkennung und Liebe zu den anderen geschieht und nicht in einem Geist der Überheblichkeit? Man möchte diesen Unterricht selbst in die Hand nehmen. Und so begeben wir uns gemeinsam auf die Suche nach den Perlen der Religionen, nach dem Wesen des Gebets und der Segung, nach den Grundgesten der Feste.
Mir hat die Arbeit an diesem Projekt große Freude gemacht. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie verschieden sich Religiosität bei den Lehrern gestaltet, aus welch verschiedenen Welten sie kommen, wie unterschiedlich sie unterwegs sind. Es entstehen wieder einmal viele wichtige Verbindungen, die das Wurzelwerk unserer Initiative wachsen lassen…
Ilse Wellershoff-Schuur
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