Über das Hannover-Lager 2004

von | 31. Aug. 2004

Mit einer Gruppe von 11 Jugendlichen (inklusive Amin, Fatma und Muafak als Leiter) aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen Galiläas und 12 Jugendlichen aus der Umgebung von Hannover und vor allem den unermüdlichen Helfern, Organisatoren und Bauherren Anne Burkard und Peter Lampasiak haben wir vom 12.-25 Juli 2004 ein Bau- und Begegnungslager durchgeführt, dessen Schwerpunktthema die Wurzeln und Auswirkungen des Nahostkonfliktes in Deutschland waren, anschaulich gemacht am Leben verschiedener Menschen in einer „beliebigen“ deutschen Stadt, namentlich den Zeitzeugen der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland und den Nachfahren der palästinensischen Flüchtlinge, die in Hannover heimisch geworden sind. Die Gruppen, die sich zum Teil schon von früheren Jugendlagern in Israel kannten, begegneten einander auf Ausflügen, bei Gesprächsveranstaltungen und in der gemeinsamen Arbeit, aber auch in gemeinsamen kulturellen Projekten, so wie es natürlich auch wieder freiwillige Freizeitaktivitäten mit Musik, Kunst, Sport und Tanz gab. Gesprächsgruppen, Begegnungen mit interessanten Erwachsenen aus verschiedenen Kulturen und Religionsgemeinschaften und ein gemeinsames Ausflugsprogramm gaben Gelegenheit, die Geschichte und die Gegenwart sowie die unterschiedlichen Sichtweisen der Menschen kennenzulernen. Besonders zu erwähnen sind in diesem Zuasammenhang die beiden Gemeindeabende: Am ersten erzählten ältere Menschen aus ihrer Kindheit in der Nazi-Zeit, beim zweiten ging es um das Leben palästinensischer Flüchtlinge (und generell arabischer und muslimischer Menschen) in Deutschland.

Vorbereitung der Reise in Deutschland:

Eine kleine Vorbereitungsgruppe, die zum Teil schon seit 1995 den Kontakt zum Kibbuz Harduf in Israel pflegt, traf sich nach dem letzten Lager 2003 regelmäßig zur Vorbereitung unserer Sommerlager, zu denen dieses Jahr erstmalig auch das Lager der Israelis in Deutschland gehört. Die wesentlichen Ideen für das Projekt (dessen Träger der Verein „Tor zur Welt …e.V., Oldenburg“ ist) sind dort entstanden, und aus dieser Gruppe rekrutiert sich auch der Helferstamm. Die jugendlichen Teilnehmer wurden beteiligt, sobald ihre Teilnahme feststand. Ein für alle Teilnehmer verbindliches Vortreffen fand dann am 9. Mai in Hannover statt. Außerdem gab es mehrere Treffen mit der Gemeinde als Gastgeber.

Vorbereitung in Israel

Unsere Partnergruppe traf sich wöchentlich, um verschiedene Projekte in Verbindung mit der Begegnungsstätte Sha‘ar laAdam zu besprechen. Auf diesen Treffen ging es seit letzten Sommer am Rande auch um die Reise nach Hannover. Sobald die jugendlichen Teilnehmer, die fast alle schon an einzelnen Projekten der Begegnungsstätte mitgearbeitet haben, feststanden, gab es auch in Israel ein Vortreffen für alle.

Verlauf der Maßnahme:

11.7.-23.7. Aufenthalt in Hannover, tägliche gemeinsame künstlerische Arbeit an einem Bodenmosaik (6m Durchmesser – Gestaltung des Motivs „Jona und der Fisch, das in allen drei Religionen eine Rolle spielt, aus naturfarbenen Kieselsteinen) unter Leitung von Peter Lampasiak, Bildhauer und Waldorflehrer a.D.

Geschlafen haben wir im Gemeindezentrum der Christengemeinschaft, auf Matratzenlagern, eine Küche für die Selbstverpflegung war vorhanden, und geschmeckt hat es prima…

Schwerpunktthema: Erleben der Wurzeln und der Auswirkungen der für die Jugendlichen aus Israel alltäglichen Spannungslage, d.h. die Beschäftigung mit der Judenverfolgung in Deutschland, speziell in der Nazizeit, und das Leben palästinensischer Flüchtlinge und ihrer Nachfahren in Europa. Darauf richteten wir sämtliche anderen Aktivitäten aus: Gemeinsame Ausflüge, Vorträge, Gespräche mit Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Zeitzeugen, Juden und Moslems, die heute in Deutschland leben), die in besonderer Weise von dem Thema betroffen sind, Gottesdienste, Musik, Theater, uvm.

Am Schluss gemeinsame Exkursion nach Berlin mit Besuch relevanter Museen und Einrichtungen. Dort stießen dann noch einige Teilnehmer des Harduflagers zu uns, die anschließend am selben Tag nach Israel flogen.

Die Reise wurde – wie unsere Bau- Und Begegnungslager in Israel – nach dem Kinder- und Jugendplan der Bundesregierung gefördert.

(Aus dem Bericht für die Anträge auf besagte Fördermittel…)

Insgesamt war es wohl ein Durchbruch, dass wir das erste Mal einen Gegenbesuch haben konnten. Die Bedingungen in der Gemeinde waren ideal, das Wetter ziemlich durchwachsen und auch in Bezug auf Programm und Vorbereitung gibt es noch einiges zu lernen. Aber ich denke, alle werden die Zeit miteinander in guter Erinnerung behalten. Auf dem anschließenden Lager in Harduf war eine ganz neue Verbundenheit zwischen den teilnehmern deutlich zu spüren. In zwei Jahren laden wir wieder ein, und die Israelis beginnen schon mit den Vorbereitungen…
Ilse Wellershoff-Schuur

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